Kaufberatung – Service: Demontage einer Gasdruckfeder

Tausendmal berührt, und plötzlich ist nix mehr passiert. Wenn der Zug am Hebel unter der Sitzfläche des Bürostuhls von einem aufs andere Mal wirkungslos bleibt, hat sich ein wesentliches Bauteil in die ewigen Jagdgründe verabschiedet: die Gasdruckfeder. Bei Billigstühlen heißt dieser Defekt ungefähr so viel wie „Kolbenfresser“ beim Auto. Wer allerdings beim Schreibtischstuhl-Kauf auf Qualität gesetzt hat, kann das Teil recht einfach selbst reparieren beziehungsweise auswechseln und auf seinem Drehstuhl anschließend zu neuen Taten reiten.

WAS KANN AN EINER GASDRUCKFEDER KAPUTT GEHEN?

Zwei Probleme mit einer Gasdruckfeder sind denkbar: Erstens, dass die eingestellte Höhe arretiert bleibt und sich auch mit viel Herumgehoppel auf der Sitzfläche nicht mehr verändern lässt. Zweitens: Die Feder verliert Spannung und fährt, so bald Gewicht auf die Sitzfläche kommt, in ihre tiefste Position. Zudem ist die Sitzfläche nicht mehr gedämpft. Gesetzt den Fall, es handelt sich nicht um einen Fabrikationsfehler – und somit um einen Garantiefall, der kurz nach dem Kauf auftritt –, zeigen sich solche Ausfälle normalerweise erst nach langjähriger Benutzung. Wie lange eine Gasdruckfeder bei normalem Betrieb hält, lässt sich schwer sagen – die Lebenszeit ist von Modell zu Modell verschieden. Der Grund dafür, dass sie ihren Dienst quittiert, ist aber in fast allen Fällen, dass sich feinste Partikel mit Schmiermittel zu einer Melange verbinden und das Ventil der Gasdruckfeder verkleben oder blockieren. Es handelt sich also im weitesten Sinne um eine Abnutzungserscheinung. Durch die tägliche Benutzung in der Großstaubstelle „Büro“, in der sich Wolken von Tonernebel mit aufgewirbeltem Staub aus PC-Kühlern und herumfliegende Teppichfasern verbinden, ist es praktisch nicht zu verhindern, dass sich über die Jahre feinste Partikel am Ventil der Gasdruckfeder sammeln. In der Folge geraten sie hinein und verkleben oder blockieren es.

So oder so: Das kaputte Bauteil muss repariert werden – oder ganz raus.

FEDER DEFEKT – WAS TUN?

Bevor nun nach dem Hausmeister, dem Werkzeugkasten oder vorschnell gleich nach einem neuen Stuhl gerufen wird, empfiehlt sich ein Blick in die Buchhaltung: Wie alt ist der Stuhl? Besteht noch Garantie, dann nix wie ab damit, zurück zum Hersteller. Scheidet diese Möglichkeit aus, gibt es zwei Wege. Der erste ist eine Reparatur der Gasdruckfeder, die sich mit ein wenig Geschick selbst vornehmen lässt. Der zweite ist der Austausch des defekten Bauteils, das sich über den Hersteller oder den Bürostuhl-Shop als Ersatzteil bestellen lässt.

Wohlgemerkt nur, wenn der Stuhl beim Fachhändler gekauft wurde. Billig-Stühle aus dem Supermarkt, Baumarkt oder vom Möbeldiscounter sind in den wenigsten Fällen mit austauschbaren Bauteilen versehen. In diesen Fällen: Finger weg! Eine Gasdruckfeder kann gefährlich werden. Wer mit Gewalt Plastikteile entfernt, die die Feder unter Spannung halten, riskiert, dass der Kolben unkontrolliert aus dem Zylinder schießt und in Extremfällen sogar die Hülle durchbricht. Es drohen schwere Verletzungen, in manchen Fällen haben leichtsinnige Bastler schon ihr Augenlicht verloren. Im günstigsten Fall droht eine Riesensauerei, wenn Schmiermittel aus dem Zylinder dringen.

Wie bei allen Reparaturen gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die Gesundheit geht vor und wenn sich ein Vorgang nicht gemäß der Beschreibung des Herstellers ausführen lässt, ist es besser, dem Fachmann den Vortritt zu lassen.

WIE FUNKTIONIERT EINE GASDRUCKFEDER?

Auch, wer sich noch nicht in Mechanikerhaltung unter einen Bürostuhl gelegt hat und Plastikabdeckungen entfernt hat, kennt das Prinzip einer Gasdruckfeder höchstwahrscheinlich von ihren anderen Einsatzgebieten: zum Beispiel am Kofferraum eines Autos. Wer ihn öffnet, kann beobachten, wie sich zwei Kolben rechts und links an der Heckklappe langsam ausdehnen und den Kofferraumdeckel schließlich offen halten. Möglich macht das ein Gas im Inneren des Kolbens, das im geschlossenen Zustand komprimiert und sich im beim Öffnen langsam ausdehnt. Auch bei Motorhauben kommt das System immer öfter zum Einsatz. Wo bei älteren Automodellen noch ein Stützstab ausgeklappt und arretiert werden musste, damit die Klappe offen stehen bleibt, dehnt sich heute eine Gasdruckfeder aus und stützt die Motorabdeckung anschließend selbstständig. Wie aber funktioniert so eine pneumatische Feder?

Vereinfacht ausgedrückt, besteht sie im Wesentlichen aus einem Kolben und einem Zylinder. Im Inneren dieses Zylinders befindet sich Gas, das unter Hochdruck steht. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesem verdichteten Gas um Stickstoff. Es ist einerseits für die Federkraft zuständig, andererseits dient es auch zur Dämpfung.

Die Menge des Gases bestimmt die Federstärke, weswegen der Kolben genau auf die Füllmenge abgestimmt ist. Aufwendige Konstruktionen verfügen über einen Trennkolben, der möglich macht, dass der Dämpfungskolben in Öl läuft und somit weniger Reibung ausgesetzt ist.

Es soll nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass eine Gasdruckfeder nicht geöffnet werden darf. Da der Stickstoff im Inneren des Zylinders unter Hochdruck steht, lässt sich das pneumatische Bauteil nicht kontrolliert öffnen oder der Stickstoff portioniert entlassen. Der metallene Kolben wird dem Bastler buchstäblich um die Ohren fliegen.

EINFACHE REPARATUR

Am geschlossenen Ende des Zylinders befindet sich das Ventil, meist in Form einer Kugel oder eines Stifts, die mit dem Hebel betätigt wird. Genau hier liegt die Schwachstelle des Bauteils: Wenn sich an den Rändern der Fassung Staub-Partikel sammeln, blockieren diese nach einer Weile den reibungslosen Verschluss des Ventils. Die Folge: Es steht permanent offen und lässt den Kolben durch Gewichtsbelastung das Gas im Inneren der Feder komprimieren. Die andere Möglichkeit ist, dass eine Verbindung aus Schmutz und Schmiermittel das Ventil verklebt. Die Folge: Das Ventil lässt sich nicht mehr öffnen – die Gasdruckfeder bleibt geschlossen.

Es kann helfen, dieses Ventil mit gängigen Universalsprays zu behandeln, die als Schmierstoffe und Reiniger verwendet werden. Dabei sollte immer wieder der Hebel betätigt werden, um den Ventilverschluss zu mobilisieren. Die reinigenden Substanzen und pflegenden Eigenschaften dieser Sprays, die es in jedem Baumarkt gibt und gut für Scharniere, zur Fahrradreinigung oder für festgerostete Schrauben sind, können den festgebackenen Schmutz lösen und die Gasdruckfeder wieder gängig machen.

DEMONTAGE DER GASDRUCKFEDER

Bleibt dieser Reparaturversuch erfolglos, hilft nur noch ein Austausch der kaputten Gasdruckfeder. Alles, was Sie dafür benötigen, ist ein handelsüblicher Gummihammer. Das Werkzeug wird normalerweise verwendet, um Holzdübel in Möbel einzuschlagen, Fliesen zu verlegen oder Zelt-Heringe in den Boden zu schlagen – leistet aber auch bei der anstehenden Aufgabe gute Dienste.

Grundsätzlich sollte man wissen, dass die Gasdruckfeder nur in den seltensten Fällen mit dem Fußkreuz verschraubt ist. Die meisten modernen Bürostühle werden buchstäblich zusammengesteckt, was bedeutet, dass der konisch zulaufende Zylinder der Gasdruckfeder so ins Drehkreuz gesteckt ist, dass er fest sitzt . Um ihn herauszubekommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Wer seinen Rücken schonen möchte, der legt den Bürostuhl auf die Seite, und zwar so, dass er stabil liegt. Fixieren Sie nun mit einer Hand das Drehkreuz und klopfen Sie mit der anderen Hand vorsichtig, aber vehement auf das herausragende Ende des Gasdruckfederzylinders. Ruckeln Sie ruhig kräftig am Drehkreuz hin und her und klopfen Sie so vorsichtig wie möglich das defekte Teil aus der Fassung. Als nächstes halten Sie die Hartplastikhülse der Gasdruckfeder mit festem Griff und klopfen Sie rund um die Öffnung, in der die Feder in der Sitzfläche Ihres Drehstuhls oder Chefsessels steckt, um so indirekt auf die Gasdruckfeder einzuwirken und sie so zu lockern.

Die zweite Möglichkeit ist ebenso effektiv, setzt aber ein klein wenig Rückenmuskulatur voraus: Heben Sie ihren Bürostuhl an der Sitzfläche hoch und schütteln Sie buchstäblich die Gasdruckfeder samt Drehkreuz aus der Fassung. Damit nutzen Sie das Gewicht des Stuhlfußes, das nach ein bisschen Geschüttel und Gerüttel aus der Fassung kommen sollte. Achten Sie dabei auf Ihre Füße, damit Ihnen das metallene oder aus Hartplastik gearbeitete, schwere Bauteil nicht auf die Zehen fällt! Halten Sie nun das Drehkreuz vertikal und schlagen Sie von der Seite die Gasdruckfeder aus der Fassung.

EINBAU EINER NEUEN GASDRUCKFEDER

Bevor Sie nun das defekte Bauteil gegen ein neues austauschen, nutzen Sie die Chance und reinigen Sie Ihren Bürostuhl gründlich. So gut kommen sie so schnell nicht wieder an die einzelnen Bauteile Ihres Arbeitsmöbels. Vor allem die Teile aus Hartplastik können Sie mit dem selben Spray pflegen, mit dem Sie vorab versucht haben, die alte Gasdruckfeder wieder gängig zu machen. Säubern Sie vorab die einzelnen Teile mit Küchenrolle und Fensterreiniger beziehungsweise einem weichen Tuch und einem milden Allzweckreiniger. Lassen Sie die Teile gut abtrocknen und nehmen Sie anschließend ein Sprühöl und einen weichen Lappen zur Hand und reiben Sie sämtliche Hartplastikteile sorgsam ein.

Das Öl schützt nicht nur die Oberfläche, sondern gibt ihr neuen Glanz. Für Chrom können Sie einerseits zu Chromreiniger aus dem Baumarkt greifen – oder Sie bedienen sich eines alten Hausmittels: Zitronensäure. Halbieren Sie eine Zitrone und reiben Sie möglicherweise oxydierte oder angelaufene Chrom-Bauteile vorsichtig ab. Alternativ können Sie auch aus einer Handvoll kalter Asche und einem Schluck Wasser, vermengt in einem ausgewaschenen Joghurtbecher, eine Lauge mischen. Reiben Sie die betroffenen Teile vorsichtig ab, spülen Sie mit jeder Menge Wasser nach und lassen Sie das saubere Chromteil gut abtrocknen. Anschließend können Sie, um weitere Korrosion zu verhindern, das Ganze mit einer dünnen Schicht Vaseline einreiben.

Nehmen Sie nun die neue Gasdruckfeder zur Hand und setzen Sie sie vorsichtig – gegebenenfalls gemäß der vom Hersteller mitgelieferten Anleitung – in die Aussparung im Drehkreuz ein. Es besteht keine Notwendigkeit, mit dem Hammer auf die Feder zu schlagen – zumal Sie damit das neue Ventil beschädigen könnten. Drücken Sie es einfach mit festem Griff in die Öffnung, stecken Sie die Sitzfläche darauf und setzen Sie sich auf den Stuhl. Achten Sie unbedingt darauf, dass der Hebel, mit dem das Ventil der Gasdruckfeder bedient wird, frei arbeiten kann.

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