Pflanzen im Büro

Von grünen Daumen und Wellness für die Augen: Gesünder und angenehmer arbeiten mit Pflanzen im Büro

Warum sind Pflanzen im Büro so wichtig für unser Wohlbefinden? Und welche positiven Aspekte hat eine anständige Begrünung der Büroräume? Die unzähligen Studien zu diesem Thema kommen meist zu einem ähnlichem Ergebnis. Pflanzen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Arbeitsalltags. Wir möchten Ihnen einige praktische Beispiele an die Hand geben, mit denen Sie den Arbeitsalltag ein wenig ‚grüner‘ gestalten können! (dazu passend auch der Beitrag Privatgegenstände im Büro)

1. Beweisführung anhand grüner Daumenabdrücke

1.1 Die Studie der University Of Cardiff

Flapsig, aber durchaus treffend, hat die University Of Cardiff einen Artikel auf ihrer Homepage betitelt, in dem sie die Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Feldstudie zu diesem Thema vorlegt: „Flower Power“. Damit ist das verblüffendste Ergebnis der Untersuchungen gemeint: Wer ein vormals pflanzenloses Büro begrünt, kann die Produktivität seiner Mitarbeiter am Schreibtisch um 15 Prozent erhöhen. Belegt wird diese Behauptung durch die Arbeit von Marlon Nieuwenhuis von der School Of Psychology an der Universität und seinen Co-Autoren, Dr. Craig Knight von der University of Exeter sowie Professor Alex Haslam von der „University of Queensland School of Psychology“. Darin untersuchten sie mit der ersten Feldstudie ihrer Art, wie sich Pflanzen im Büro auf die Arbeit, das Wohlbefinden und Raumklima auswirken.

In drei großen Betriebsbüros im Vereinigten Königreich sowie in den Niederlanden beobachteten sie monatelang die Zufriedenheit der Angestellten, maßen die Luftqualität und stellten Studien an, wie es um die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter bestellt war. Das Ergebnis hätte eindeutiger nicht ausfallen können und straft die Annahme Lügen, dass sich eine möglichst karge Arbeitsumgebung konzentrationsfördernd auswirkt. Sorgsam platzierte Pflanzen fürs Büro lenken mitnichten von der Arbeit ab, sondern fördern die Konzentrationsfähigkeit messbar. Ebenso messbar war die Qualitätsverbesserung der Luft – mit ebenso klarem Ergebnis. Und zu guter Letzt gaben die Mitarbeiter an, sich spürbar zufriedener und besser zu fühlen.

1.2 Der gesunde Menschenverstand

So schön es ist, dass renommierte Wissenschaftler diesen Beweis erbracht haben – so logisch erweist sich die Angelegenheit nach kurzer Überlegung. Zunächst ist der Mensch ja bekanntlich Teil der Natur und nicht Teil einer Büroeinrichtung. Und wer jemals im Frühjahr einen Spaziergang über hellgrün sprießende Wiesen und durch einen frisch austreibenden Wald unternommen hat, kennt das Gefühl unbestimmten Glücks, das einen angesichts von so viel Grün überkommen kann. Heruntergerechnet auf ein paar Quadratmeter Büro, dürften sich derartige Gefühle zwar nicht erzeugen lassen – zumal es im Büro ja noch eine kleine Nebensache gibt: die Arbeit. Dennoch braucht ein Mensch Sauerstoff, den Pflanzen im Büro bekanntlich erzeugen; insofern ist auch die Verbesserung der Büroluft eine recht logische Angelegenheit. Und dass es einen Unterschied zwischen angenehmer Umgebung und Ablenkung gibt, dürfte ebenfalls einleuchten. Auf dem Bürostuhl sitzend schweift der Blick vom Monitor gerne auf ein grüne Pflanze.

1.3 Welche Wirkung haben Pflanzen im Büro?

Auf eine ganze Reihe von Studien verweist auch Jan Gisewski, verantwortlich für den Bereich „Innenraumbegrünung“ bei Ambius Deutschland. Der Unternehmensbereich des weltweit tätigen Dienstleisters „Rentokil Initial GmbH“ hat sich auf die Lieferung und Pflege von Pflanzen im Büro in gewerblichen Innenräumen spezialisiert. Dazu gehören Büros genauso wie Empfangsbereiche, Ladenflächen, öffentliche Gebäude, Hotels, Krankenhäuser und Arztpraxen. „Büropflanzen wirken stressmindernd, filtern Schadstoffe, entspannen die Augen und verbessern das Wohlbefinden der Mitarbeiter erheblich“, bestätigt er. Ein Unternehmer, der Pflanzen fürs Büro bereitstellt, sorgt so nicht nur für ein besseres Büroklima zwischen den Büromöbeln sondern auch für mehr Sauerstoff, Schallschutz und für ansprechendere Arbeitsplätze. „Bisweilen sinkt sogar der Krankenstand in Unternehmen um bis zu 3,5 Tage pro Arbeitnehmer“, so Gisewski. Büropflanzen haben einen messbar positiven Einfluss.

Da die Einrichtung von Betrieben oft einem bestimmten Design unterliegt, empfehle sich eine Komplettlösung fürs Büro. „Gerade in Großraumbüros wird viel Wert auf ein geradliniges Gestaltungskonzept gelegt, das eventuell auch den Stil oder die Designlinie der Firma wiedergibt. „Wenn nun jeder Mitarbeiter einen anderen Topf mit einem anderen Kaktus von daheim mitbringt, ist die Wirkung kontraproduktiv“, so Gisewski. Der Experte rät zu einem schlüssigen Gesamtkonzept, das auf die räumlichen Gegebenheiten, die Vorlieben des Auftraggebers, die Licht- und Platzverhältnisse beziehungsweise das Budget Rücksicht nehme.

2. Praxis

2.1 Am Anfang steht die Beratung

Eine Reihenfolge ist zu beachten: Die Begrüner kommen in den meisten Fällen nach den Möbelbauern; ob die Einrichtung nun schon länger steht oder gerade neu angeschafft wurde. Beim Besuch vor Ort werde herausgefunden, wie viel Platz für Pflanzen im Büro vorhanden ist, wie viel Licht an den jeweiligen Plätzen zur Verfügung steht und, welche Aufgaben die Pflanzen im Büro übernehmen sollen. Steht die allgemeine Verbesserung der Luftfeuchtigkeit und -Qualität im Vordergrund, greifen die Experten auf großblättrige Pflanzen zurück, die meistens auch entsprechend viel Licht, Wasser und Luft brauchen. Gisewski: „Es gilt die Faustregel: Je mehr Blattfläche eine Pflanze hat, desto mehr Wasser kann sie über ihre Blätter abgeben und Sauerstoff erzeugen.“ Stehen eher optische Reize im Vordergrund, komme neben der Büropflanzen auch dem Gefäß, in das sie gepflanzt wird, hohe Bedeutung zu. „Es gibt Töpfe von renommierten Designern wie Colani oder Designartikelherstellern wie Koziol, es gibt Pflanztröge, die mit Perlmutt besetzt sind – es gibt nichts, das es nicht gibt.“

2.2 Der bestmögliche Kompromiss für Mensch und Natur

Bei der Bürobegrünung geht es vor allem darum, Kompromisse zu finden. Das wird klar, wenn Jan Gisewski von seiner Arbeit spricht. Denn nicht nur der Mensch hat bestimmte Bedürfnisse an die Pflanze – auch die Pflanze, die ja sonst per se nicht in Gebäuden wächst, sondern draußen, braucht bestimmte Vorsaussetzungen, um zu gedeihen. Entsprechend sind die Innenraumbegrüner weniger auf der Suche nach der perfekten Lösung, sondern nach dem bestmöglichen Kompromiss. Knapp 30 000 Pflanzen in ganz Deutschland betreuen Jan Gisewskis Mitarbeiter derzeit und kümmern sich nicht nur um Bepflanzung, sondern auch um Pflege, Düngung und Bewässerung. Dabei stoßen sie auch immer wieder auf die Erkenntnis, dass Faustregeln zwar Faustregeln sind, aber dass sie eben von Ausnahmen bestätigt werden.

Da gibt es die Geschichte von den dreißig Birkenfeigen, auch als „ficus benjamini“ bekannt, die eigentlich viel Licht und viel Wasser brauchen – und gegenüber Zugluft recht empfindlich reagieren. „Und dann gibt es das 31. Exemplar, das in einem dunklen Eck steht, kaum gegossen wird und Zugluft recht gut wegsteckt – weil ihm eben niemand erklärt hat, dass er eigentlich schon lang hätte eingehen müssen.“ Gisewskis scherzhaftes Beispiel zeigt: Bei Pflanzen handelt es sich um Lebewesen, die ebenso unterschiedlich wie Menschen sein können.

2.3 Das Ficus-Gerücht

Stichwort „Ficus benjamini“: Als beliebte und relativ pflegeleichte Zimmerpflanze ist er auch in Büros weit verbreitet, obwohl ihn seit langer Zeit ein seltsames Gerücht umrankt: Er ist als Auslöser von Allergien verschrien. Was ist da dran? „Ich kann keine Unbedenklichkeit attestieren“, sagt der diplomierte Gartenbau-Ingenieur. Schließlich sei der Ficus eine Gummibaumart. In seinem Inneren fließe weißlicher Saft, der kautschukhaltig ist. „Wenn ein Kautschukallergiker damit in Berührung kommt, kann es selbstverständlich zu einer allergischen Reaktion kommen.“ Gleichzeitig existiert die Annahme, dass die Pflanze in dem Staub, den sie anzieht, auch Allergene bindet. „Das Gegenteil ist bislang nicht bewiesen“, so Gisewski. Er weist darauf hin, dass derartige Gerüchte aber vor allem im Zeitalter des Internets mit Vorsicht zu bewerten sind. Fakt sei nämlich, dass sich die Erfahrungsberichte von allergischen Reaktionen im Zusammenhang mit dem „ficus benjamini“ allein auf diese Unterart konzentrieren. Von den vielen anderen Ficus-Unterarten finde man – wenngleich ebenfalls Gummibaum-Arten – so gut wie keine entsprechenden Berichte.

3. Tipps & Tricks

3.1 Die Erde ist eine eigene Welt

Angenommen, für die Begrünung des Büros wurde keine Firma engagiert und den Mitarbeitern ist selbst freie Hand bei der Bepflanzung ihres Schreibtisches gegeben. Dann gibt es ein, zwei Dinge, die zu beachten sind – damit sich die eingangs geschilderte Situation nicht ergibt. Zum Beispiel sei auf Blumenerde im Topf verzichtet. Diese Art der Pflanzung erfordert nämlich ein hohes Maß an Pflege, die mit einer längeren Abwesenheit, einem Urlaub oder sogar einem langen Wochenende nicht unbedingt zu vereinen ist. Seit Anfang der Sechzigerjahre wurde ein System entwickelt, das die Pflanzenhaltung einfacher machen sollte – und mittlerweile so ausgereift ist, dass das Thema „Bewässerung“ unter Umständen nur einmal im Monat aufkommt. Bei den so genannten Hydrokulturen kommt statt Erde ein anorganisches Pflanzgranulat aus gebranntem Ton zum Einsatz. In speziellen, wasserdichten Pflanzgefäßen wird das Wasser und die Nährlösung für die Pflanzen angestaut . Die Pflanzen nehmen dann das Wasser und die Nährstoffe nach und nach auf und die Pflanze ist über einen längeren Zeitraum versorgt. Gegossen wird nach dem Ebbe-Flut-Prinzip; das heißt, erst wenn das Wasser komplett verbraucht ist, wird wieder nachgegossen. Allerdings muss die Büropflanze für diese Anbauweise am besten schon in jungen Jahren so genannte Wasserwurzeln ausbilden.

3.2 Welche Pflanzen sind die richtigen für mein Büro?

Was die Auswahl der Büropflanzen angeht, empfiehlt Experte Gisewski den Blick in Richtung Süden. „Heimische Pflanzen eigenen sich größtenteils nicht für Innenräume, weil sie an Jahreszeiten gewöhnt sind. Die Begeisterung aller Beteiligten würde sich in Grenzen halten, wenn die Pflanze auf dem Schreibtisch herbstliche Symptome zeigen würde“, lacht Gisewski. Wer also im Büro nicht das Laubharken anfangen oder im Winter nicht auf kahle oder braune Gräser schauen möchte, sollte sich in Richtung Regenwald denken. „Im Büro sind die Temperaturen ganzjährig stabil zwischen 17 und 20 Grad, was eher den Wünschen von subtropischen Pflanzen entspricht.“ Zudem kommen sie mit vergleichsweise wenig Licht aus. Seine Empfehlung für Büropflanzen wären verschiedene Ficus-Sorten, Dracaena-Sorten – also Drachenbäume -, Schefflera-Arten, Kentia- oder Areca-Palmen. „Aus diesen Pflanzen setzen sich etwa 70 Prozent der Massen-Bürobegrünung zusammen. Dazu kommt in den letzten Jahren wieder verstärkt eine Pflanzenart, die die meisten noch von den Fensterbrettern der Großmutter kennt: Sansevieria.“

Quellen

Britische Studie der School Of Psychology, Cardiff; genauer: Marlon Nieuwenhuis, Craig Knight, Tom Postmes, Alexander S. Haslam haben unter dem Titel „The relative benefits of green versus lean office space – Three field experiments“ eine Studie abgeschlossen, die untersucht, welchen Einfluss Büropflanzen auf die Arbeit und den Output haben. Erschienen ist ein Text im „Journal Of Experimental Psychology: Applied, Vol 20(3), September 2014, Seiten 199-214. Auf ihn berufen sich zahlreiche Artikel.
Homepage der University Of Cardiff: https://www.cardiff.ac.uk/

Interview mit Jan Gisewski, Dipl.-Ing. Gartenbau (FH), Branchmanager bei Ambius Deutschland, einem Unternehmensbereich der Rentokil Initial GmbH.

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